05.12.2019
Krieg beginnt hier – Rüstungskonzerne angreifen
In der Nacht von Sonntag auf Montag sind wir in Berlin Tempelhof auf das Gelände von Thyssen Krupp eingedrungen und haben drei LKWs abgefackelt.
Thyssen Krupp ist als Unternehmen hauptsächlich in der Stahlproduktion tätig. Mit der Tochterfirma „Thyssen Krupp Marine Systems“ beteiligt sich die Firma auch im großen Stil an der Kriegsindustrie. Mit dem Bau von Kriegsschiffen, verdient das Unternehmen jährlich mehrere Milliarden Euro. Die Schiffe und U-Boote werden in die ganze Welt exportiert, einer der größten Kunden ist die türkische Armee.
Deutschland und die Türkei sind bereits langjährige Geschäftspartner im Waffenhandel. Die Exporte an die Türkei sind so hoch wie seit über einem Jahrzehnt nicht mehr, 1/3 aller deutschen Rüstungslieferungen gehen bereits an die Türkei. Da hilft dann auch der Rüstungsexportstopp, den die Bundesregierung im Oktober verhängt hat nicht mehr viel. Alle bereits genehmigten Exporte dürfen weiterhin erfolgen und so wird die Armee noch bis Ende des Jahren weiter mit Waffen versorgt.
Wir begrüßen den Anstieg an antimilitaristischen Aktionen, seitdem der Türkische Staat mit deutschen Waffen gegen Rojava Krieg führt. Es lässt sich jedoch auch beobachten, dass mit dem Abflauen der medialen Präsenz über den Krieg gegen Rojava die Aktionsdichte hier gleichermaßen abflaut.
Zum einen möchten wir dem hinzufügen, dass Deutschland auch in anderen Regionen seit Jahren Krieg führt und die deutsche Rüstungsindustrie, Regime auf der ganzen Welt unterstützt. Der vermeintliche Stopp deutscher Rüstungsexporte ist für uns nur eine weitere Nebelkerze, die uns nicht den Weg leuchten wird. Im Jemenkrieg beispielsweise werden alle Konfliktparteien, trotz des seit Jahren andauerndem Leiden der Bevölkerung, weiterhin mit Waffen versorgt und so der Krieg aufrecht erhalten. Saudi Arabien, gegen die ein vermeintlicher Rüstungsstopp bereits vorliegt, erhält ebenfalls Waffen aus deutscher Industrie. Rüstungsstopps werden ignoriert oder einfach umgangen, in dem hier vor Ort „nur“ Einzelteile gebaut werden und dann an europäische Partner verschickt werden, um dort die komplexen Waffensysteme fertig zu stellen.
Zum anderen entscheidet der Türkische Staat und andere Nationalstaaten wann die nächste Eskalation, wann der nächste Krieg, wann eine ethnische Säuberung auf der mörderischen Agenda steht, wann es opportun erscheint zwecks Inszenierung Wahlen zu gewinnen und wann die mediale Berichterstattung auch hier ihren Fokus auf den Krieg in Syrien und Rojava lenken soll. Eine radikale antimilitaristische Perspektive sollte sich jedoch nicht von diesen Entscheidungen abhängig machen. Sonst bleiben wir in der Reaktion verhaftet und degradieren uns zu den Verteidigern der bestehenden Verhältnisse. Militarismus, Kapitalismus, Patriarchat, Rassismus sind Verhältnisse, die es jederzeit anzugreifen gilt.
Die Abrüstung müssen wir selber in die Hand nehmen, was wir hier zerstören, kann auch woanders keinen Schaden mehr anrichten. Waffenhersteller und -lieferer dürfen sich hier nicht in Sicherheit wiegen. Die Möglichkeiten sie anzugreifen sind vielfältig. Wir begrüßen ein vielfältiges Zusammenspiel an Aktionen. Sei es direkte Sabotage, die Blockaden von Rüstungskonzernen, die in den letzten Monaten statt gefunden haben oder auch Gegeninformations- und Öffentlichkeitsarbeit, wie es die Kampagne „Rheinmetall entwaffnen“ bereits seit längerer Zeit tut.
Wir schicken solidarische Grüße an die drei von der Parkbank, deren Prozess höchstwahrscheinlich noch dieses Jahr beginnen wird, sowie an Loic, der bereits seit über einem Jahr in Untersuchungshaft in Hamburg einsitzt.
Feuer und Flamme den Knästen und Waffenherstellern.
Abrüstung selber machen