Dies soll ein Aufruf zu entschiedenem Handeln gegen den Angriffskrieg im Kanton Afrin sein. Um die Freund_innen, Genoss_innen, Gefährt_innen in Rojava zu unterstützen und ihnen ein unmissverständliches Zeichen unserer Solidarität zu senden. Seit dem 19.02.2018 steht der Kanton Afrin, Teil der Freien Föderation Nordsyrien – Rojava, ein Gebiet mit 800.000 Bewohnern, unter dem mörderischen Beschuss einer Nato-Armee, mit all ihrer technischen Überlegenheit. Bis zu diesem verhängnisvollen Tag gab es dortkeinen Krieg. Über Afrin kreisen seitdem, Tag und Nacht, Drohnen, Bomber und Kampfhubschrauber der türkischen Luftwaffe. Der Feind greift an, mit Panzern, Bombern, Artillerie und unbegrenztem Nachschub aus europäischen Munitions- und Waffenfabriken. All die Dörfer und Städte Afrins stehen nun seit über vierzig Tagen unter türkischer Belagerung, werden zerbombt und verbrannt. Zivilisten wurden und werden massakriert, ihr Hab und Gut geplündert. Es wurden schwerste Kriegsverbrechen begangen, nicht nur das Krankenhäuser und Helfer gezielt bombardiert wurden, Zivilisten am Straßenrand einfach abgeknallt wurden, sondern es wurden auch Schulen und Trinkwasserversorgung angegriffen. Vor zwei Wochen hat es sogar einen Giftgasangriff gegeben.
Die Angreifer bestehen aus türkischer Armee und der sogenannten „Freien syrischen Armee“. Deren Milizen hauptsächlich aus Ex-Mitgliedern von „Al Nusra“ und „Daesh“(ISIS) und anderen djihadistischen Milizen zusammensetzen. So ist zum Beispiel der ehemalige Polizeipräsident von Raqqa, jetzt Battalionskommandeur in der FSA. Sie kämpfen auf die selbe Art und Weise wie zuvor beim Völkermord an den Eziden, oder der Belagerung von Kobane. Sie schießen ohne Unterschied auf Zivilisten und Kombatanten. Sie bombardieren Felder und landwirtschaftliche Betriebe um die Lebensgrundlage der Menschen zu zerstören. Sie zerstören archäologische Ausgrabungsstätten um die Fundamente der Identität ihrer Opfer zu vernichten, wie die Tempel der Eziden oder jahrhunderte alte Kirchen in Syrien und im Irak. In den letzten Wochen bombardierte die türkische Luftwaffe den mehrere Tausend Jahre alten Ishtar-Tempel in Afrin. Sie schänden die Leichen unserer getöteten Freund_innen. Sie plündern. Sie rauben. Sie morden.
Der Faschist vom Bosporus (Erdogan) ist ein unverschämter Lügner wenn er behauptet, er würde dort Terroristen jagen. SEINE ARMEE HAT AUF TERRORISTEN NICHT EINEN SCHUSS ABGEGEBEN! Ganz im Gegenteil, so hat er während des Bürgerkrieges die Djihadisten, und hier insbesondere Daesh mit Waffen und Munition beliefert. Die Journalisten die dies aufdeckten, wurden verhaftet und des Hochverrats angeklagt. Jetzt rüstet er eben jene Terroristen neu aus und schickt sie wieder in den Kampf, um das zu vollenden, was in Kobane scheiterte.Diese Mörderbanden sind gestern Erdogans Verbündete gewesen und sie sind es heute. Sie sind die natürlichen Verbündeten seiner Agenda eines klerikal-faschistischen Systems. Eine Parole dieser Banden lautet: Kein Stein auf dem Anderen, Kein Kopf auf den Schultern!
Der Kanton Afrin ist eine landwirtschaftlich sehr reiche Gegend. Dort gibt es allein 3.000.000 Olivenbäume. Gute Böden, reiche Ernten. Dorthin haben sich 400.000 Kriegsflüchtlinge aus allen Gegenden Syriens gerettet. Es ist wie gesagt eine Gegend in der es seit Ausbruch des Bürgerkrieges weder Kampfhandlungen noch Terroranschläge gab. Dort lebt die Bevölkerung die aus so vielen unterschiedlichen Ethnien und Glaubensbekenntnissen besteht, friedlich in der Selbstverwaltung zusammen. Die Bevölkerung setzt sich aus Kurden, Eziden, Turkmenen, Arabern zusammen. Es gibt dort Christen, Eziden, Aleviten, Sunniten um nur einige Glaubensrichtungen zu nennen. Seit vier Jahren ist die Selbstverwaltung dort aufgebaut worden. Eine Gesellschaft die auf Frauenbefreiung, Selbstorganisierung und Ökologie beruht.
Warum schreiben wir das? Weil wir klarmachen wollen, das Afrin keine zur Wüste verbrannte Asche ist, um die es nicht lohnen würde, sich zu schlagen. Bei der es nur noch darum geht welche Fahne auf der Spitze eines Trümmerhaufens weht. Es kann noch ein zu Hause, eine Heimat sein. Dort leben Freund_innen von uns. Sie verteidigen das wovon so viele von uns auch träumen. Die Befreiung der Frauen, die Abschaffung des Kapitalismus, Ökologisches Leben und die Abkehr vom Nationalstaat.
Die militärische Lage unserer Freund_innen ist äußerst prekär. Sie haben zwar eine sehr hohe Moral und werden den Kanton bis zum letzten Atemzug verteidigen, doch sie werden diesen Kampf nicht ohne unsere Solidarität, die weltweite Solidarität gewinnen können. Es ist eine einfache Mathematik-Aufgabe, der türkische Staat und seine Komplizen in der sogenannten „Weltgemeinschaft“ haben unbegrenzten Zugang zu miltärischer Ausrüstung, mehr Soldaten und vor allem eine Luftwaffe. Unsere Freund_innen kämpfen mit Kalashnikovs und Panzerfäusten gegen einen Feind der sie, einfach aus der Ferne und unerreichbar, mit Artillerie und Bombern beschießt. Unsere Freund_innen, Genoss_innen werden mit wehenden Fahnen untergehen, werden sterben, wenn WIR nicht endlich anfangen etwas handfestes für ihre Unterstützung zu unternehmen. WIR MÜSSEN DIE LUFTWAFFE ROJAVAS WERDEN!
Mittlerweile dürfte klar sein das es keine Rettung durch Interventionen anderer Mächte für Afrin geben wird. Und der AKP-Faschismus wird sich nicht mit Afrin zufrieden geben. Sollte die türkische Armee in Afrin Erfolg mit ihrem Vernichtungsfeldzug haben, so werden auch die anderen Kantone Rojavas einer ähnlichen Zukunft entgegensehen. Denn das Modell des demokratischen Konföderalismus, das in Rojava, Schritt für Schritt umgesetzt wird, stellt eine existenzielle Bedrohung für die Grundfesten der Nationalstaaten, insbesondere der Türkei, dar. Rojava ist der am weitesten gediehene Versuch die Verhältnisse umzuwerfen, die zur unserer „modernen“ Barbarei geführt haben. Rojava ist für Millionen Menschen auf diesem Planeten zur Hoffnung auf Befreiung und Gleichberechtigung geworden. Hier wird eine Utopie in die Tat umgesetzt. Doch die Welt schweigt. Und mit ihr schweigen wir. Denn fast nichts geschieht um unsere Freund_innen zu unterstützen.
Wie kann das sein? Warum ist das so? Oh da gebe es in den Augen dogmatischer Anti-Imperialisten und anderer linker Strömungen einige schwerwiegende Gründe. Wir haben schon oft aufgeregte Diskussionen erlebt in denen lautstark und vehement das taktische Bündnis Rojavas mit den USA kritisiert wurde. Rojava solle sich nicht wundern jetzt da der gemeinsame Feind Daesh fast besiegt ist, von den USA fallen gelassen zu werden. Selbst schuld, man wisse doch was für Schweine die Amerikaner seien. Wir kommen nicht umhin, anzuklagen das die linken Gruppen die so argumentieren, vergessen das sie in ihrer gemütlichen und vor allem bleifreien Kneipe oder Wohnung diskutieren. Wer hätte Kobane damals gerettet? Die linke Luftwaffe? Eine Armee von europäischen Linken, bis an die Zähne bewaffnet und durch ihre beständige revolutionäre Praxis bestens auf den Kampf um die Freiheit vorbereitet? Nein, in dieser Situation mussten pragmatische Entscheidungen getroffen werden. Ohne die Luftwaffe der USA, hätte Rojava dem Ansturm des Daesh nicht standgehalten. Wir haben nicht gesehen wie sich Scharen eben jener Linker, die Rojava diese Allianz vorwerfen, auf den Weg gemacht hätten um Kobane zu retten. Wir sind in unsrer jetzigen Situation gar nicht fähig solche Entscheidungen auch nur ansatzweise infrage zu stellen. Es geht dabei um mehr als das eigene Weltbild. Menschenleben, ganze Städte, Völkermord . . .
Aber darum soll es hier nicht gehen, sondern darum das es einen weit fortgeschrittenen Versuch gibt, die Menschheit aus der Kloake des Kapitalismus zu befreien. Dieser Versuch ist in seiner Existenz bedroht, Zehntausende könnten sterben, hunderte Dörfer und Städte könnten zerstört werden. Linke Bewegungen rund um den Globus könnten die Möglichkeit verlieren eine revolutionäre Perspektive aus der Nähe zu analysieren und zu lernen. Auch aus Fehlern zu lernen. Unsere Freund_innen stünden ebenso an unserer Seite wenn wir sie bräuchten. Unsere Waffe ist die Solidarität. Lasst sie uns nutzen um das Leid im Kanton Afrin und darüber hinaus zu beenden. Sollen wir etwa Genoss_innen unsere Unterstützung versagen, nur weil sie nicht nach dogmatischem Lehrbuch arbeiten? Das wäre nicht nur absolut unsolidarisch sondern auch im höchsten Maße kuzsichtig. Denn, die Niederlage Rojavas wird alle fortschrittlichen Kräfte der Erde schwächen.
Was also ist zu tun?
Natürlich ist der Aufbau öffentlichen und internationalen Drucks unumgänglich, dieser kann sowohl mit öffentlichkeitswirksamen, sogenannten „friedlichen Aktionen“, als auch mit militanten Aktionsformen erreicht werden. Da sich die Presse zu den Entwicklungen und ihren Akteuren allerdings ausschweigt, die Bundesregierung sogar offen mit dem faschistischen Regime in Ankara paktiert, ist es schwierig die breite Öffentlichkeit überhaupt zu erreichen. Da die BRD vor allem aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus zur Türkei hält, um nicht zu sagen das sie sich erpressen lässt, muss auch die Stoßrichtung des Gegenangriffs auf die Macht und das Kapital abzielen das diesen Krieg ermöglicht und unterstützt.
Wir rufen dazu auf eine militante Kampagne zu eröffnen, die so lange anhält, bis sich der Feind aus Rojava zurückgezogen hat. Veröffentlicht Erklärungen zu euren Aktionen, verteilt Flugblätter, demonstriert, klärt auf. Tun wir alles nur mögliche um diesen Krieg und seine Konsequenzen in das Bewusstsein der westlichen Welt zu katapultieren. Wir müssen alles tun, um zu erreichen, das dieser verbrecherische Angriffskrieg beendet wird. Jedes einzelne, weitere Opfer, muss uns eine Mahnung sein. Wir können und dürfen nicht zuschauen wie vor unseren Augen das revolutionäre Projekt Rojava zerstört wird. Auch wir tragen Verantwortung, denn wir wissen um die Verbrechen, die in unser aller Namen begangen werden.
Ob es nun Bürobesetzungen oder Angriffe bei Parteien, Firmen oder Institutionen der BRD sind. Oder der Angriff auf DITIB-Gebäude, Deutsch-Türkische Unernehmensverbände, Firmen die offen die AKP-MHP-Koalition hofieren. Sie verzichten für Geld auf Menschenrechte,sie ersäufen die Menschlichkeit geradezu im Blut um ihre Partikularinteressen durchzusetzen, lassen wir sie dafür bezahlen. Wenn nur das Geld sie interessiert, dann ist genau das auch ihre verwundbarste Stelle. Machen wir ihren Krieg zu einem Minusgeschäft.
Es gibt aus den letzten Jahren mehrere militante Kampagnen die erfolgreich darin waren öffentlichen Druck zu erzeugen, erwähnt seien hier der „Schwarze Dezember“, der Kampf um die Rigaer Str. 94 und die Vorfeldkampagne zum G20.
Zerstört ihre Büros in denen die Deals gemacht werden! Zerstört ihre Firmenwagen und Protzkarren! Greift die Firmensitze an!Greift die Institutionen der BRD an!
Bundeswehr und Polizei sind direkt und indirekt an der mörderischen Repression gegen den Widerstand Rojavas beteiligt. Machen wir ihnen klar das sie im Krieg sind! Rojava stellt eine Chance dar! Die Chance den faschistischen Kräften dieser Welt direkt entgegen zu treten und ihnen eine schwere Niederlage beizubringen. Nutzen wir sie und handeln JETZT!
Afrin, du bist nicht allein! Wir sind bei unseren Freund_innen, Genoss_innen, Gefährt_innen. Im Gedanken und auf der Straße. Stehen wir ihnen in ihrer dunkelsten Stunde bei!
Mit revolutionären Grüßen nach Rojava und an den Rest der Welt
Und wir möchten diese Gelegenheit nutzen, den kämpfenden Frauen der YPJ, unsere herzlichsten Grüße aus Anlass des Frauenkampftages zu senden.
Autonome Gruppen
Quelle: de.indymedia.org/node/18699