Berlin: Es herrscht (sozialer) Krieg und alle schauen zu. Erklärung zum Angriff auf Kärcher

05.11.2019

Seit dem Einmarsch der faschistischen türkischen Armee in Rojava stellen wir uns die Frage wie weiter. Bis jetzt verharrt die radikal und militant organisierte Linke aus Deutschland in einer Art Schockstarre gegen diese Angriffe. Abgesehen von Solidaritätsbekundungen und Demos. Allerdings scheint die Wut, die 2018 beim Angriff auf Afrin noch herrschte, genauso wie die bis dahin existierende militante Kampagne, verflogen zu sein.

Mit der neuen Kampagne #fight4rojava finden nur noch eine marginale Anzahl der nächtlichen Angriffe auf Profiteure dieses und jedes anderen Krieges statt. Wir sind verwundert darüber, vor allem in Bezug auf die weltweiten öffentlichkeitswirksamen Blockaden der Industriestandorte von Rüstungsherstellern, Repräsentanten und türkischen Unternehmen, die eine Unterstützung von militanter Seite erfordern würden. Die Verknüpfung der Kämpfe der militanten Linken, die aus einem historischen Bewusstsein noch vorhanden sein sollte, lehrt uns, dass der Aufruf zu einer Kampagne allein nichts bringen wird. Den FreundInnen der Blockaden allerdings sprechen wir ausdrücklich unseren Dank aus.

Unsere antimilitaristische Perspektive, abseits des legalen Protestes, ist keineswegs eine neue und führte immer wieder zu einer praktischen Umsetzung in unseren Kämpfen der letzten Jahrzehnte. Sie scheint mittlerweile jedoch ein wenig eingerostet, möglicherweise auch aufgrund der erdrückenden Größe des Feindes. Wenn wir uns wieder bewusst werden, dass wir im Herzen des Krieges leben und Europa – speziell Deutschland – Drehscheibe der internationalen Waffenlobby ist, sollten wir entsprechende Antworten entwickeln.

Es sind eben nicht nur die Big-Player, die vom Krieg in Rojava, Jemen oder Mali profitieren.

Es sind ebenso „kleine“ und unscheinbare Firmen, die den Nutzen von Krieg für sich erkannt haben. In der offiziellen Liste der industriellen NATO-Partner tauchen zum Beispiel Palfinger Europe GmbH, Liebherr Baumaschinen Vertriebs-& Service GmbH, MDBA und auch Kärcher Futuretech GmbH auf.

Wir entschieden uns für Kärcher-Futuretech, da diese sich nicht nur an NATO-Partnern bereichern, sondern auch global im Bereich der Aufstandsbekämpfungen tätig sind. So wundert es uns nicht, dass sie im Jahr 2013 Aussteller für den Polizeikongress in Berlin waren. Wenn wir den Blick über Europa hinaus wenden, scheint es, als ob ihre Welt ins Chaos stürzen könnte: Jakarta, Hong-Kong, Chile, Ecuador, Bolivien, Iran, Irak. Erfahrungsberichten nach handelt es sich an vielen dieser Orte um rebellische Akte der Befreiung aus staatlicher und neoliberaler Unterdrückung. Wir betrachten die brennenden Straßen und unkontrollierbaren Momente mit Bewunderung und schicken unsere Grüße in diese Gebiete.

Futuretech ist ein Tochterunternehmen des renommierten deutschen Staubsauger-Herstellers Kärcher, das verschiedene Werksvertretungen in Deutschland betreibt. Selbst wenn hier nur Staubsauger ausgestellt werden, sollten wir die Kosten für die nicht-militärischen Bereiche der Kriegsprofiteure in die Höhe treiben. Oder macht ein Krieg Halt vor zivilen Sektoren?

Aus diesem Grund ist es uns egal, ob nur die Staubsauger Werksvertretung der Kärcher Group oder Futuretech direkt angegriffen wird. Die Kärcher Group stellt in ihrem Tochterunternhemen selbst mobile Dekontaminations Einheiten, Trinkwasserversorgungen und Feldlagersysteme zur Verfügung. Im Bereich der militärischen Zusammenarbeit unterstützt sie verschiedene Militärs rechtspopulistischer Regierungen wie in Brasilien oder Österreich. Futuretech nimmt nicht nur in Deutschland an Kongressen teil, sondern auch in Dubai bei der diesjährigen Konferenz unter dem Motto „Police Crime Prevention International“.

Mit Hämmern schlugen wir die Scheiben von einem Büro der Kärcher Group ein.

Für Andok und all die anderen die im Kampf für die Freiheit sterben mussten.

https://de.indymedia.org/node/44158

This entry was posted in News. Bookmark the permalink.